Der Tag
als plötzlich
die Flut kam
Wenn Regen zur Katastrophe führt
Schwere, tagelang anhaltende Regenfälle, haben in Lavamünd in Unterkärnten - wo die Lavant in die Drau mündet - ein katastrophales Jahrhunderthochwasser ausgelöst, das den Menschen lange in Erinnerung bleiben wird. Mit 6,85 m Höchstpegelstand (der Normalstand liegt bei 2 m) war der Ortskern meterhoch überflutet. Die Drau führte fast das Neunfache der üblichen Menge Wasser und trat verheerend über die Ufer. 240 Haushalte waren ohne Stromversorgung, großräumig wurden Evakuierungen durchgeführt und mehr als 50 Menschen sind für lange Zeit obdachlos geworden.
Mit Booten der Feuerwehr und Wasserrettung wurden eingeschlossene Bewohner in die Notunterkünfte in Sicherheit gebracht. Feuerwehren und unzählige freiwillige Helfer haben Tag und Nacht versucht, Barrieren gegen die Wassermassen zu errichten, um das Schlimmste zu verhindern. Autos, Mobiliar und Müll wurden von den Wassermassen durch den Ort geschwemmt, öffentliche Einrichtungen und Privathäuser waren bis zum 1. Stock von Schlammwasser geflutet.
Viele Bewohner, der mehr als dreitausend Einwohner zählenden Gemeinde, haben in nur wenigen Stunden fast ihren ganzen Besitz verloren und standen fassungslos vor den Trümmern ihrer Existenz. Der entstandene Schaden geht in die Millionenhöhe.
Szenen
Erstellt mit Videos der Bewohner von Lavamünd
Dauer: 2:40 min
Dauereinsatz
für die Helfer
12 Tage lang
Ohne Hilfe
ist man hilflos
Aber die Ausnahmesituation hat auch Mit-Gefühl und Mit-Hilfe gebracht. Neben dem Katastrophenschutz des Bundesheeres und 18 Feuerwehren aus der Region, haben Hunderte von freiwilligen Helfern aus ganz Kärnten und den Nachbarregionen gemeinsam versucht, zu retten was zu retten war und unermüdlich gegen die Naturkatastrophe gekämpft. Aus den umliegenden Ortschaften trafen Angebote ein, die von der Flut Betroffenen zu versorgen oder privat aufzunehmen und Sachspenden aus dem ganzen Land erreichten die Einwohner. Die Flutopfer, die in Sicherheit gebracht wurden, wurden in Schulen einquartiert und vom Roten Kreuz betreut.
Bei einer großangelegten Spendenaktion von „ Nachbar in Not“- initiiert vom ORF Kärnten - haben viele Menschen aus Kärnten und ganz Österreich „ schnelle notwendige Hilfe“ geleistet und ein großer Geldbetrag ist als Soforthilfsmaßnahme eingesetzt worden. Die verzweifelten Menschen, von denen einige alles verloren hatten, waren für jede Spende und helfende Hand dankbar.
Am 5. November 2013, ein Jahr nach der Jahrhundertflut, hat die Marktgemeinde Lavamünd eine Dankesfeier für die vielen Hilfskräfte organisiert und ihnen allen damit nochmals ihren Dank ausgesprochen.
Hilfe und Helfer
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Als das Wasser
sich zurückzog …
… begann das große Aufräumen
Nach der Entwarnung vor neuerlichen Regengüssen, hat sich die Situation langsam beruhigt. Das Wasser hat sich seinen Weg gesucht und das ganze Ausmaß der Zerstörung ist erst sichtbar geworden. Überflutete Keller- und Erdgeschosse, zerstörte Gaststätten und Geschäfte und Unmengen von angespültem Morast haben Mauerwerk und öffentliche Plätze schwer in Mitleidenschaft gezogen. Stützmauern mussten errichtet werden und auch mit privaten Fahrzeugen und Booten wurde Sperrmüll und Überschwemmungsgut abtransportiert.
Die Einwohner, die mit dem Schrecken davon gekommen sind und jene, die nicht in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren konnten, haben mit den Helfern gearbeitet um die Strassen wieder passierbar zu machen, damit weitere Hilfe anrollen konnte. Tonnen von zerstörtem Hab und Gut musste entsorgt werden und die kräfteraubenden Reinigungsarbeiten begannen. Jung und alt waren auf den Beinen, um die Schäden zu beseitigen. Nach knapp 2 Wochen Dauereinsatz wurden die offiziellen Aufräumungsarbeiten beendet.
Für viele Menschen hat ein Weg in den normalen Alltag aber noch lange gedauert. An eine Rückkehr in manche Behausungen war noch nicht zu denken, Schlamm und Wasser haben Stromleitungen beschädigt und Hausrat unbrauchbar gemacht. Verhandlungen mit Versicherungsgesellschaften mussten aufgenommen werden und die Schuldfrage nach fehlenden Vorsichtsmaßnahmen beschäftigte die Menschen.
Bilder der Schäden
Die Flut ergoss
sich auch über
Slowenien
Auch die Nachbarn sind nicht verschont geblieben
Das Drau-Hochwasser im November hat nicht nur die Kärntner Gemeinde Lavamünd unter Wasser gesetzt, sondern auch dutzende Ortschaften und mehrere Städte entlang der Drau in Slowenien verwüstet. Auch dort sind Menschen obdachlos geworden und bis weit ins Landesinnere sind große Sachschäden entstanden.
Fotos aus Slowenien
Es war nicht
das erste Mal
Erinnerungen
Die Auswirkungen der Flutkatastrophe waren katastrophal und beschäftigen die Menschen im Ort heute noch immer. Ältere Bewohner Lavamünds haben eine Jahrzehnte zurückliegende Überschwemmung noch in Erinnerung, denn schon 1966 sind nach schweren Regenfällen die Lavant und die Drau über die Ufer getreten und haben die Draulände und Teile des Ortskernes überflutet. Eine Hochwassermarke am Drauspitz zeigt heute - neben der Flutmarke von einst - den verheerenden Wasserhochstand von 2012. Dieses Projekt ist der Erinnerung an die Ereignisse vom November 2012 und allen Betroffenen und Hilfskräften gewidmet, ohne deren unglaubliche gemeinsame Kraftanstrengung es nicht gelungen wäre, diese schwierige Situation zu meistern.
1966
Epilog
Lavamünd heute
Die äußerlichen Schäden sind fast zur Gänze behoben, die Fassaden sind neu hergerichtet und die letzten Flutopfer sind in neue Wohnungen gezogen. Was bis heute geblieben ist, ist der Schock, wie schnell man von den Ereignissen überrascht werden kann und die Frage einer Mitverantwortung des VERBUNDES an der Katastrophe. Das Land Kärnten, die Gemeinde Lavamünd und 140 Privatpersonen haben sich zu einer Sammelklage zusammengeschlossen. Das Verfahren ist noch anhängig.
Impressum
Für den Inhalt verantwortlich:
Jochen Traar
Im Rahmen eines Kunst am Bau Projektes des Landes Kärnten
Kontakt:
St. Veit im Jauntal 14
A- 9123 St. Primus
office@traar.com
Visuelles Konzept und Umsetzung:
Leopold Šikoronja, Büro für Marke und Gestaltung
Fotos und Videos zur Verfügung gestellt von der Gemeinde Lavamünd
Texte
Ulli Sturm
Übersetzungen:
Englisch: Christian Villano
Italienisch : Vera Radinger- Sapelza
Slowenisch: Gregor Krištof
Herzlichen Dank an alle Unterstützer des Projektes,
insbesondere den FotografInnen und FilmerInnen
© Jochen Traar, 2014